Freude am Wort.

Bibelkunde beim EBTC – Ein Erfahrungsbericht

Meine Frau Xhesika und ich haben soeben unser Bibelkunde-Jahr abgeschlossen. Das ist das Grundlagenjahr und somit das erste von mehreren Studiengängen, die das EBTC, Verlag und Bibelschule zugleich, anbietet.

Im folgenden Beitrag möchte ich diverse Facetten dieses Studiengangs detallieren, um dich vielleicht zu überzeugen, ebenfalls Bibelkunde zu studieren.

Was glaubt das EBTC?

Theologisch würde ich die Lehre beim EBTC so zusammenfassen, dass es die Gnadenlehren lehrt und bezüglich der Geistesgaben cessationistisch und in der Endzeitlehre ganz klar dispensationalistisch ist.

Im Bibelkunde-Jahr kommen die eben genannten Glaubensgrundlagen selten zum Vorschein und beeinflussen den Wert des Studiums nicht maßgebend. Das Glaubensbekenntnis des EBTC ist zu lesen, wenn man sich bewirbt; aber das Studium ist nicht für Menschen bestimmter theologischer Lager limitiert – besonders nicht dieses eher allgemeine Einstiegsjahr.

Ist Bibelkunde das Richtige für mich?

Nicht selten habe ich mit meiner Frau diskutiert, ob dieses Studium überhaupt sinnvoll ist. Früh kam schon die Frage auf: Wieso nicht alles selbst zuhause lernen? Die Aufgabe ist doch klar: In zehn Monaten die gesamte Bibel durchlesen und dabei jedes Kapitel mit maximal sieben Worten und jedes Buch in maximal 1500 Zeichen zusammenfassen.

Der zum Pragmatismus neigende Mensch fängt hier nun an, sich zu sagen: Ach, ich kann es ja auch auf zwölf Monate verteilen. Und was soll’s, wenn ich mal ein achtes Wort für einen Titel brauche. Und im realistischen Fall sieht es dann vermutlich so aus, dass du spätestens bei 3. Mose aufhörst und die Bibel dann wieder nach Lust und Laune liest – inkonsequent, unregelmäßig und ziellos.

Das Motto des EBTC lautet:

Jünger fürs Leben zurüsten, um der Gemeinde Christi zu dienen.

Erst, wenn man sich dessen bewusst ist, wird man Frieden damit haben können, dass die mit dem Studium verbundene Arbeitslast genau diesem Zweck dient. In zehn Monaten durch die Bibel zu lesen und dabei jeden Monat wieder einer engen Deadline zu folgen, schafft Disziplin und lehrt, dass es durchaus möglich ist, in jeder Lebenslage die Bibel in zehn Monaten aufmerksam zu lesen und damit zu arbeiten – und man Gott durchaus vertrauen darf, einen durch solch eine Herausforderung zu tragen!

Habe ich überhaupt genug Zeit dafür?

Das EBTC gibt an, dass das Studium 2 bis 3 Stunden am Tag erfordert. Ich habe nie die Zeit getrackt, um diesen Durchschnitt zu überprüfen – aber allein durch die gesamte Bibel zu lesen kann etwa 80 bis 85 Stunden dauern. Während der Gesamtdauer des Studiums solltest du also mit durchschnittlich 30min reiner Lesezeit pro Tag rechnen. Das beinhaltet noch nicht das Zusammenfassen. Ich würde sagen, die intensivste Phase sind die ersten vier Monate – hier arbeitet man sich von 1. Mose bis Hohelied durch.

Tipp: Vorarbeiten ist nicht verboten. Das haben Xhesika und ich gemacht – und ich frage mich wirklich, wie jemand es anders durch die ersten vier Monate schaffen soll!

Wer den Dezember schafft, schafft alles.

Um noch inhaltlich auf die Frage einzugehen, ob Bibelkunde das Richtige für dich ist: Wenn du bereits eine gute Gesamtübersicht der Bibel hast, kannst du dich darauf prüfen lassen und das Bibelkunde-Jahr ggf. überspringen. Manche wollen direkt mit den Kursen Biblische Seelsorge oder Auslegungspredigt beginnen – das ist durchaus möglich, wenn du gute Vorkenntnisse vorweisen kannst. Groß beworben wird das aber aus guten Gründen nicht – im nächsten Abschnitt führe ich aus, woraus Bibelkunde überhaupt besteht. Vorneweg: Es es ist kein rein theoretisches Studium.

Was genau macht man in Bibelkunde?

Das Studium besteht aus drei Teilen:

1. Bibelkunde

Die meiste Zeit deines Studiums verbringst du im Wohnzimmer, in der Küche oder in der Bahn, während du zur Arbeit fährst. Wo auch immer du freie Minuten findest, um noch ein weiteres der manchmal dreistelligen Summe an Kapiteln (oh, die Psalmen…) für diesen Monat zu lesen.

Also noch mal zusammengefasst: Du liest jeden Monat der Reihenfolge nach verschiedene Bücher aus der Bibel und fasst dabei jedes Kapitel in max. sieben Wörtern und jedes Buch in max. 1500 Zeichen zusammen. In zehn Monaten wirst du alle 66 Bücher bzw. 1189 Kapitel durchgearbeitet haben.

Zum Lesen nutzt du eine der wortgetreueren Übersetzungen (Elberfelder, Schlachter, Luther oder Menge – HfA oder NeÜ sind nicht gewährt).

Ja, es ist viel und ja, wenn du wirklich liest, denkst und deine Zusammenfassungen nicht von einer KI generieren lässt (was natürlich verboten ist), wirst du vermutlich überfordert sein. Die Bibelkunde ist namensgebend für den Jahrgang und bildet 80 % der Gesamtnote.

Entscheidend für deine Note ist die Bewertung deines dir zugeteilten Tutors, der dies anhand einiger Kriterien tut. An dieser Stelle ein kurzes Shoutout (und großes Dankeschön) an meinen Tutor Daniel – du musstest dir sehr viel Zeug durchlesen!

2. Prüfungen

Während deines Studiums gibt es vier Prüfungen (2x AT und 2x NT), auf die du dich vorbereiten musst. Sie bestimmen 20 % deiner Endnote. Sie behandeln neun Kernfragen zu jedem Buch, z. B. Autor, Abfassung oder Thema.

Hand aufs Herz: Ich habe diese Prüfungen halbherzig absolviert. Es gibt Punkte, die sinnvoll sind – zum Beispiel der Autor oder die Schlüsselverse eines Buches. Manche Punkte finde ich äußerst arbiträr – „Wesen Gottes“ zum Beispiel. In 2. Mose ist Gott vielleicht gnädig, barmherzig und sieben weitere Dinge – gleichzeitig sollst du „Schlüsselworte“ und „Schlüssellehren“ lehren, die oft Überschneidungen haben. Selbst aus Seite der Dozenten werden diese Punkte manchmal fragend vorgestellt. Für mich nicht wirklich motivierend – weitaus intelligentere Menschen wie meine Frau streben hier trotzdem nach der perfekten Note und quälen sich irgendwie durch!

3. Praktische Theologie

Die praktische Theologie macht zwar nur 10 % der Gesamtnote aus, ist für mich aber ein unerwartetes Highlight des Bibelkunde-Jahres. Eigentlich nicht das, wofür man sich angemeldet hat, aber dem Zweck der Zurüstung der Jünger ungemein dient. Ich blicke auf viele gesegnete Stunden zurück, in denen ich in einer überschauberen Gruppe von Männern über alle wesentlichen Themen gesprochen habe, die einen Mann betreffen: Gebet, Dienst in der Gemeinde, Finanzen, sexuelle Reinheit u. v. m.

Für die Frauen gibt es etwas andere Themen. Ich bin nun wirklich konservativ, aber selbst mich hat es überrascht, dass sie das Thema Finanzen nicht in ihrem Katalog haben.

In unserem Fall wurden aufgrund der Größe des Kurses Männer und Frauen jeweils in zwei verschiedene Gruppen aufgeteilt, damit diese klein bleiben und intimen Austausch fördern.

Zur Vorbereitung der jeweiligen Themen liest man hier in den meisten Monaten ein oder zwei Kapitel aus dem Buch Ein Mann nach dem Herzen Gottes von Jim George (interessanterweise nicht Mann mit Profil, obwohl Xhesika Frau mit Profil lesen musste). Ich persönlich halte es nicht für den Höhepunkt der christlichen Literatur; deutlich besser fand ich die anderen Büchlein oder Buchauszüge, die auch mal drankommen, mit J. C. Ryle als absoluten Höhepunkt. Aber das Lesen ist hier m. E. nicht der wichtigste Teil – es ist der Austausch mit gleichgesinnten Männern, das Teilen von Zeugnissen und die gesunde, klare Lehre der Dozenten zu sehr wichtigen Themen, über die die meisten von uns zu wenig sprechen.

Bibelkunde vs. Bibelkunde-Express

Ich würde niemals prinzipiell davon abraten, Bibelkunde-Express (die kompaktere Online-Version von Bibelkunde) zu studieren. Aber eines der schönsten Aspekte der Nicht-Express-Variante ist das physische Zusammenkommen mit Geschwistern aus ganz Deutschland. Jeder der zehn Monate kulminiert nämlich in einem langen Wochenende vor Ort (entweder in Berlin, Soest, Oberberg oder Zürich), beginnend am Freitagabend mit einem Abendessen*, gefolgt von einer ersten Bibelkunde-Einheit. Dann fährst du entweder nach Hause, zu deiner Gastfamilie oder ins Hotel und machst samstags früh um 8 mit dem Gottesdienst weiter, bevor um etwa 09:15 der Unterricht fortgesetzt wird, der dann mit der praktischen Theologie von 16:00 bis 17:30 endet.

*Den kostbaren Mahlzeiten vor Ort könnte ich als Feinschmecker einen ganzen Abschnitt gewähren, aber das würde den Rahmen meines Beitrags sprengen.

Wir waren auch unglaublich gesegnet, Geschwister vor Ort kennenzulernen und tiefe Gespräche mit ihnen führen zu dürfen. An dieser Stelle ein Shoutout an die Schindlers, unsere Gastfamilie, die uns und weitere Stundenten Monat für Monat herzlich zuhause empfangen haben!

Der Unterricht

Ich bin nicht ganz sicher, wie der Unterricht an den anderen Standorten aussieht. Für uns in Soest kann ich aber sagen, dass kein Unterricht der Dozenten, die ich in diesen zehn Monaten kennengelernt habe, uninspiriert oder langweilig war.

Unser Hauptdozent war Eberhard Dahm, der das schon viele Jahre macht und somit spürbar souverän unterrichtet. Der Unterricht behandelt die verschiedenen Bibelbücher. Während andere Dozenten, die vereinzelt auch mal dran sind, großartig in 75-90min durch einzelne Bücher navigieren, lässt sich Eberhard häufig Zeit, von seiner Erfahrung als langjähriger Gemeindeberater zu berichten. Er ist Vater eines mittlerweilen erwachsenen, dadurch aber nicht weniger herausfordernden Sohnes namens Daniel, dessen Down-Syndrom mit viel Leid und Sorgen, aber überraschend auch Segen, verbunden ist. Diese Anekdoten sind einmalig, prägend und Eberhard damit ein großartiges Vorbild im Glauben. Junge Christen brauchen mehr Eberhards in der Gemeinde.

Wir hatten einen jungen Mann im Kurs, dem es offenbar gefällt, besonders schwierige Fragen zu hoch debattierten Bibeltexten zu stellen. Das mag so manchen Geschwistern ein Anstoß sein, weil man annehmen könnte, er hinterfrage die Bibel – aber den Kurs hat es dadurch immer wieder bereichert, dass Eberhard zeigte, dass du die Bibel irgendwann in deinem Leben so gut kennen kannst, dass du all diese Fragen selbst schon durchgekaut hast und beantworten kannst. Ganz im Sinne Petrus also:

„Seid jederzeit bereit zur Verantwortung gegen jeden, der Rechenschaft von euch fordert über die Hoffnung, die in euch ist.“

– 1. Petrus 3,15b (CSV)

Lohnt es sich für Ehepaare?

Xhesika und ich mit den Dozenten Eberhard Dahm und Andreas Unrau
Notiz an mich selbst: Prüfen, ob der Anzug sitzt, bevor man sich fotografieren lässt. © EBTC

Wie bereits erwähnt habe ich das Bibelkunde-Jahr zusammen mit meiner Frau absolviert. Ganz romantisch ging ich in dieses Studium mit der Idee, dass Xhesika und ich jedes Kapitel zusammen lesen würden. Das ist ein wahrer Segen. Sehr früh in unserer frischen Ehe durfte ich so mit ihr gemeinsam durch die ganze Bibel lesen; viel produktiver kann man ein erstes Jahr gemeinsam glaube ich nicht verbringen.

Dennoch ist klar, dass es zu zweit schwieriger ist als allein, besonders wenn man alles zusammen lesen, erarbeiten und sich gegenseitig unterstützen und korrigieren möchte! Das ist ein zusätzlicher Zeitaufwand, aber er fördert auch die geistige Anstrengung und Präzision.

Als unser Joah im März auf die Welt kam, nur drei Monate vor Ende des Studiums, war es für Xhesika in Bezug auf das Studium fast ein Bankrott-Erlebnis. Natürlich war ihr Kopf und Terminkalender nicht mehr ganz so frei wie noch in den wenigen Wochen, die sie durch ihren Mutterschutz zuhause verbringen konnte. Wer also in diesem Zeitraum Kinder erwartet, sollte es sich zweimal überlegen, denn immensen Druck wird es allemal bedeuten – doch das EBTC unterstützt Ehepaare, wie wir es vor und während des Bibelkunde-Jahres immer wieder von anderen Paaren hörten, und wir können es durch unsere Erfahrung nur bestätigen.

Um die Frage dieses Abschnitts also zu beantworten: Ja, es lohnt sich!

„und sie werden ein Fleisch sein.“

– 2. Mose 2,24b (CSV)

Die Kosten

Vorneweg: Jeder EBTC-Studiengang wird standardmäßig mindestens zur Hälfte von Spendern getragen. Das finde ich großartig – und das dient als weitere Motivation, sein Studium ernstzunehmen. Die Kosten belaufen sich in Soest für den kommenden Jahrgang 2025/26 auf 1.800,- € (Stand: Juni). Das heißt, dass Spender genau diesen Betrag tragen, um die eigentlichen 3.600,- € zu decken.

Die Kosten decken u. a. 10 Unterrichtswochenden mit verschiedenen Dozenten inkl. Verpflegung und ggf. Übernachtung bei einer Gastfamilie; außerdem erhält man einige für das Studium relevante Bücher.

Fazit

Ich kann das Bibelkunde-Studium fast jedem in fast jeder Lebenslage uneingeschränkt empfehlen. Ja, auch wenn du in Vollzeit arbeitest. Oder wenn du, wie ich, zusätzlich noch einen Minijob ausübst. Oder wenn du viel in deiner Ortsgemeinde involviert bist. Oder wenn du frisch verheiratet bist oder sogar vier Kinder hast. Ich kann dir aus unserem Jahrgang berichten: Die meisten Menschen sind mit allen möglichen Dingen bereits gut beschäftigt – und doch haben wir es (fast) alle geschafft!

Der Herr wird dir die Kraft schenken, die du brauchst.

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